PRESSE

 

Ton-Gemälde in Öl- und Wasserfarben

Bayreuth - [...] Michael Schlüters Klavierabend im Rokokosaal der Bayreuther Klaviermanufaktur Steingraeber & Söhne ließ ahnen, mit welcher konzertsaaltauglicher Klangfantasie der Künstler an großen Flügeln tätig wird: In Bayreuth spielte er vor kurzem eine CD mit Werken Debussys und Maurice Ravels ein. Nun, mit seinem Rezital, half Schlüter persönlich, die gelungene Platte unters hochfränkische Volk zu bringen.

Nicht indes mit Impressionismus, sondern mit Wiener Rokoko-Klassizismus füllte er den Saal zunächst. Reif und ruhig fasste er W. A. Mozarts c-moll-Fantasie (KV 474) auf und beweist in allen Energie- und Tempowechseln ein Abwarten-Können, das nicht jedem Kollegen gegeben ist. Und nicht jedem deutschen Pianisten ist es gegeben, so filigran kolorierend mit französischer Tastentonkunst umzugehen. Die Geheimnisse in Ravels fünf "Miroirs" gültig anzudeuten, genügt dem Künstler völlig. "Spiegelbilder": Um das weltfremd "Verkehrte", ums Unmittelbare und Indirekte, Rätselhafte dieser Musik geht es ihm. Bei den "Noctuelles", flirrenden nachtfaltern, denkt er gespenstisch den mozart-Titel "Fantasie" ins grotesk Fantasitische weiter; das "Morgenlied eines Narren" lädt er metallisch mit Dämonie auf; die "Barke auf dem Ozean" lässt er tanzen, nicht scheitern, in sprühender Gischt; die "Trauernden Vögel", das "Tal der Glocken" dämmern weg in dunkel getönte Träume.

Figuren und Szenen im "Nebel", auch schon mal handfestere Abenteuer bringt der Interpret, bestrahlt von lisztschem Geist, zum Vorschein, ohne zum vordergründigen Lautmaler zu schrumpfen. In sechs Stücken aus dem zweiten Buch der Préludes von Claude Debussy reichen vage Stichworte über den Piècen, um seine Erfinderkraft anzuregen: "Welke Blätter", "Die Feen sind exzellente Tänzerinnen..." - psychedelische Assoziationen spinnt er daraus fort.

Auch Debussys "General Lavinne", ein exzentrischer Varieté-Komiker, tritt auf Schlüters Tasten effektvoll in Szene; und findet alsbald einen Gefährten aus Russland, den zwielichtigen "Gnomus" aus der ersten Episode der "Bilder einer Ausstellung". Modest Mussorgskis monumentalen Zyklus breitet der Pianist mit nicht erlahmender Kraft als Prozess aus: als bewegten Fort- und Rundgang durch eine abwechslungsreiche Kunstschau, von der flanierenden Bewegung der "Promenade" versonnen oder erwartungsvoll vorangetrieben, unverhofft innehaltend oder gar überwältigt von genrehaft humoristischen oder unheimlich aufwühlenden, mystischen oder prachtvoll festlichen Anblicken. Packende Spannungen füllen jedes der Tongemälde aus. Die schließen ein Programm der Mischtechniken ab, darin sich grafisch feine Linien, luzide Aquarelle und pastose Ölfarben mit je eigenem Licht behaupten: ein Abend wie aus dem Bilderbuch.

( Michael Thumser, Hofer Tageszeitung, 27.04.05)

 
 

Meisterwerke im Wechselbad der Gefühle

Altstadt. Auf hohem Niveau stand der Klavierabend von Michael Schlüter im großen Saal der Musikhochschule, veranstaltet als Benefizkonzert zu Gunsten der Mainfränkischen Werkstätten Würzburg. Die Meisterwerke großer Klavierkunst lagen bei diesem Pianisten in besten Händen.

Mit Bachs Orgel-Präludium und Fuge D-Dur, in der Klavierbearbeitung von Busoni, ließ Schlüter den Flügel orgelmächtig aufbrausen, als wollte er sein Publikum in einen riesigen Kirchenraum versetzen. Sein Anschlag erzielte im Ausgleich zu den terassendynamisch ruhigeren Partien pedalisierte, nachhallende Klänge.

Schlüter gestaltete in großen Bögen Schumanns Fantasie C-Dur op. 17 und Chopins Sonate b-moll op. 35. Mit kontrollierter Wildheit stürzte sich der Pianist in die anfangs vorwärts drängende Fantasie, leitetet über zu intimen Pianissimostellen, traf im Mittelteil den balladenhaften Ton, bis ihm öfter ausbrechende Emotionen seine manuelle Geschicklichkeit eindrucksvoll bestätigten.

Den ersten Satz der Chopinsonate nahm er flackernd und aufwühlend, indes ohne Blitz und Donner, stets im werkimmanenten Gestus. Hier fiel im Wechselbad der Gefühle das singende Legato auf bis hin zu heftigeren Temperaturgegensätzen. Auch in diesem Chopin setzte der Klavierkünstler viel Energie frei, um diese dann wieder in ruhigere, besinnliche Episoden ausklingen zu lassen.

Eine differenziertere Palette an Anschlagskunst und filigraner Fingertechnik offenbarte sich in der Auswahl der Préludes (BAnd II) von Debussy. Wie skizzierte Improvisationen wirkten diese Miniaturen in einer Art poetischer Bildwelt. Impressionismus pur, vital und mutig zupackend, wo angebracht, leuchtend und in gedämpftem Licht, wo es sensiblere Tonbildung erforderte.

(Klaus Linsenmeyer, Mainpost Würzburg, 27.10.04)

 
 

Ein Strom von Empfindungen auf Tasten

Borkum. [...] Nach kurzen Augenblicken der Konzentration beginnen mit forciertem Anschlag erste Sternenmomente überwältigernder Klaviermusik, die sich im Laufe des Abend zu mehr als einer Sternstunde ausweiten. Michael Schlüter beginnt sein Programm mit der Clara Schumann gewidmeten Brahms-Sonate fis-moll op. 2. Der stürmisch einsetzende Seitensatz wird von dem Pianisten virtuos mit vibrirender Kraft geradezu schwärmerisch beleuchtet.

Nach der Pause ist das Publikum neugierig auf die Gestaltung der "Variationen und Fuge über ein Thema von Händel" B-Dur op. 24. Und es erlebt erneut einen deutlichen Zugewinn an exzellenter Werksdeutung mit spezifischer Klangrundung und Klangexplosion. Das so wichtige Hingleiten vom Händel-Stil in den Brahms-Stil verlangt dem Pianisten alles an manueller Sicherheit und spielerischer Entfaltung ab. Aber nicht etwa Routine, sondern künstlerische Souveränität verleihen dem Interpreten Flügel. Er entscheidet sich für lebendige, manchmal stürmische Vordergrundlinien, um mit effektvoller Vehemenz dem Fluss der Musik zu folgen. Dabei bleiben die modulatorischen und vor allem die spieltechnschen Eigenschaften echter Brahms. Mit überströmendem Gefühl und leuchtend vitaler Kraft, schreitender Rubato-Bewegung und starker Akzentuierung der arpeggierten Akkorde steigert sich Michael Schlüter über zarte Piano-Episoden und dynamische Differenzierungen mit unverminderter Anspannung bis zum Schluss.

Die Kunst, ebenso verhalten wie vibrierend vor Spanung das Verhältnis zwischen Melodie und Kontrapunkt in den Variationen imer neu umzukehren, spricht für das Ausmaß an Phantasie und ganzheitlicher Vorstellungskraft des Pianisten. Die vielen Oktavsprünge gelingen dabei mit "kräftiger und von gehöriger Spannung" ganz hervorragend. Bedeutungsvoll und bezwingend einfühlsam spürt er die seelische Erschütterung des jungen Brahms auf und zeichnet die tragischen Aspekte des Scherzo voller Klangsinnlichkeit zwischen Tiefsinn und Entpanntheit nach. Klar und glänzend beantwortet er das frei rhythmische Motiv des Finales mit zarten Pianissimi, um dann alle Fragen der Dynamik mit spirituellem Gespür und manchaml grandioser Wucht glänzend zu lösen. Erster, großer Beifall.

Die wunderbare Magie der Stille im Raum auskostend, offenbart michael Schlüter anschließend bei den Klavierstücken op. 76 ohne ein Zuviel an Pathos, aber sehr temperamentvoll seine beeindruckende Musizierlust, seinen individuelle Ausdrucksradius und ein bestechendes Ineinander von technischer Sorgfalt und musikantischer Glut. Immer legt er das Gewicht auf Melodisches, spielt warm durchpulst und veranschaulicht klar bei den apricen und Intermezzi aus Heft I und 2 wohldosiert Gegensätze, deren reizvolle Fülle er nuancen- zund farbenreich feinnervig ans Licht spielt.

Er setzt an den Konzertschluss die letzte Klavier-Komposition von Johannes Brahms, die "Klavierstücke op. 119". Diesmal erleben die tiefbeeindruckten Zuhörer durch wunderbare Kolorierungen hoffnungsfrohe, sehnsuchtsvolle Träumereien, schmerzliche Erregung, bewegende Melancholie und tragisches Versinken in Trauer sowie Harmonie und Hoffnung bei den nachempfundenen "Reminiszenzen" an das Leben des Komponisten. Die zahlreichen Wandlungen des Seins deutet Schlüter mit pianistischer Bravour, klangvoll und durchsichtig, dabei höchst anspruchsvoll mit vielen Tempowechseln und wohldurchdachten Steigerungsformeln. Mit kraftvollem Aufschwung, vom gehauchten Pianissimo bis zum feurigen Fortissimo, vom getragenen Ton bis zum pathetischen Akzent reicht die musikalische Ausdruckskunst Michael Schlüters, der alle klassischen Formprinzipien beherrscht, dessen Inspirationsfülle und Meisterschaft an seinem Klavierabend auf Borkum eine nachhaltige Wirkung auf das Publikum ausübte, das ihn mit lautstarken Beifallsbekundungen überschüttete, nachdem er es mit einer Schubert-Zugabe noch einmal fasziniert hatte.

(Ellen Ruhnau, Juni 2003)

 
 

So zart klingts bei Mozart

"Mit einem anspruchsvollen Programm wartete Pianist Michael Schlüter, der für das "Trio Impressione" eingesprungen war, bei der Soiree im Schloss Burgfarnbach auf. Zwei je halbstündige Klavierzyklen Robert Schumanns und Claude Debussys verlangten einiges an Konzentration.

Zu Beginn erklang Wolfgang Amadeus Mozarts Fantasie c-moll KV 475. Bereits hier wurden die herausragenden Merkmale von Schlüters Klavierspiel deutlich: ein wunderschön weicher Anschlag und eine Ausdruckstiefe nicht nur in den langsamen Passagen, sondern auch in dem Allegroteil Mozart in Reinkultur. [...]

Bei Schumanns "Symphonischen Etüden in Form von Variationen" opus 13, einem technisch sehr anspruchsvollen Werk, war Virtuosität nie Selbstzweck, sondern immer musikalischem Ausdruck untergeordnet. Auch bei den Vivacissimo- und Presto-possibile-Etüden erklangen die enormen Schwierigkeiten wie selbstverständlich, klangschön und melodisch. Schwungvoll und musikantisch das Finale, das den Romantiker Schumann lebendig werden ließ.

Schlüters Anschlagskultur und tief empfundener Ausdruck ließ eine Auswahl aus den Preludes von Claude Debussy zu einem weiteren Höhepunkt werden. Die Farben der impressionistischen Musik ließ der Interpret wunderschön aufleuchten. Ob die melancholische Grundstimmung in den 'Feuilles mortes', die rhythmisch akzentuierte Habanera oder der graziöse Tanz der Feen - stets verstand es der Pianist, die Inhalte für den Zuhörer nachvollziehbarer darzustellen. Seine Erläuterungen zu den französischen Titeln waren hierbei hilfreich.

Ein dicker Brocken zum Schluss: George Gershwins "Rhapsody in blue", virtuos und fetzig, auch hier mit ausdrucksvollen Rubati. Für eine außergewöhnliche pianistische Leistung weitab vom Klischee des Tastenlöwen dankte das Publikum mit herzlichem Beifall."

(Günter Greb, Fürther Nachrichten, 27.3.2002)

 
 

Matinee im Rahmen der "Claviatour" des Würzburger Tonkünstlerverbandes 2001

Michael schlüter eröffnete seine ebenfalls sehr gut besuchte Klaviermatinee am Sonntagmorgen mit der herzerfischenden, schlichten Sonate B-Dur op. 106 von Felix Mendelssohn-Bartholdy, die er bravourös und mit beherztem Zugriff, straff und mit Verve meisterte. Ohne sich in falschem Pathos und Ekstase zu verlieren, ist seine Darbietung der Symphonischen Etüden von Schumann durchweg ausbalanciert, solide und akkurat, prononciert und souverän. Die Oktaven untadelig, klar und mit hellem cantabile die langsamen Variationen, wie das Andante Nr. 11, oder die beiden Nachgelassenen, die er mit in die erste Fassung einfließen ließ. Die letzte Sonate von Franz Schubert in B-Dur nach der Pause fand großen Beifall und Begeisterung. Sichtlich gelöster, die großartige Architektur dieses riesigen Werkes immer im Blick habend und mit berückenden Pianissimo-Momenten beeindruckte er seine Zuschauer. Zwei liebevoll gespielte Moments Musicaux als zugaben beschlossen die gelungene Matinee.

(Karsten Stracke, NMZ Dezember 2001)

 
 

Phantasien, Impressionen, Jazz

"[...] Es begann mit Mozarts Fantsie in c-moll KV 475. Man glaubte, Beethoven zu hören! Denn Schlüter spürte den schon in die Zukunft weisenden dramatischen Gefühlsgehalt des Werkes auf, nahm mit ausgiebigem, romantischem Pedalgebrauch dem Instrument jegliche Trockenheit. Auf die Virtuosität und symphonische Großdimension eines Franz Liszt wies dann die 'Wanderer-Fantasie' von Franz Schubert hin. Schlüter reizte hier die Grenzen des zur Verfügung stehenden Flügels aus, eindringlicher als die grandiosen Teile erwiesen sich jedoch die melodiösen Rufe aus der Stille heraus, die von Gefühlen wie Sehnsucht und Erfüllung erzählten, wenn auch oft über musikalisch brodelndem Abgrund. Eine sehr überzeugende Interpretation.

Viel leichtfüßiger kam sodann das Scherzo opus 54 von Chopin daher, ein Durchgangsstück zu zwei Werken von Maurice Ravel. Zunächst "Eine Barke auf dem Ozean" - Natur und Musik in vielen Farben und Formen in stetigem Wandel, musikalische Zustände, deren hohe technische Schwierigkeiten Michael Schlüters Kunst vergessen ließ. Im "Morgenständchen eines Narren" kippten die humoresken Elemente zwischen keckem Vorpreschen und lockerem, verschmitzten Zurückweichen hin und her, zwischen Ernst und Leichtigkeit, immer ein bißchen "daneben", wie Narren eben wohl sein müssen...

Die drei Préludes von Gershwin erklangen dann so, wie sie ein Klaviervirtuose versteht: technisch brillant, voller Raffinesse in den lyrischen Teilen, weniger auf die durchaus auch immer vorhandene Naivität und Körperlichkeit amerikanischer Jazzmusik eingehend. In seinen drei Zugaben kehrte Schlüter schließlich in seine musiklaische Heimat zurück: Singen auf Klaviertasten mit Schubert und Chopin!"

(Ulrich Kernen, NWZ, Bad Boll, 20.10.2000)

 
 

"Prof. Michael Schlüter zog die Zuhörer mit technisch perfekten und gefühlvoll abgestimmten Vorträgen ganz in den Bann der romantischen Musik."

(Fränkischer Tag 08.07.97)

 
 

"[...] Technisch komplett und abgeklärt, spürte der Pianist Michael Schlüter in einer stets aufgehellten, durchsichtigen konturscharfen Wiedergabe der oft widrigen, trotz aller Lyrismen spröden Faktur und Struktur der vielgestaltigen Sätze eher nach, als daß er sie gleichsam zelebrierte, ganz im Sinne der schon alten Beobachtung, daß Beethovens Sonatensätze keine gegebenen Einheiten 'sind', sondern - aus der Subjektivität des jeweiligen Spielers heraus erst dazu werden.

Michael Schlüters Beethoven-Spiel belegte diese Erfahrung überzeugend: stets kontrolliert, gleichsam treuhänderisch, ohne fühlbare Eigenmächtigkeiten, im besten Sinne redlich, basierend auf einem rundum kostbaren Formulierung und Modellierung des Tonmaterials bis ins Detail, selbst in den oft geradezu gewalttätigen Fügungen der dramatischen Partien, bei sparsamsten Pedal - ein untrügliches Gütezeichen!

Nicht zuletzt lebte Schlüters Spiel ganz offensichtlich aus einer stark anrührenden, liebevollen Ehrfurcht vor dem Schöpfertum Beethovens. So wurden die "vier Kapitel" aus dem Neuen Tetstament der Klaviermusik, die an diesem Abend aufgeschlagen wurden, auch zu einer Doppelstunde höchst sympathischer Virtuosität. [...]"

(Westfalenblatt, Bad Driburg, 22.3.1996)

 
 

"Mit seinen hingebungsvollen Interpretationen von vier unterschiedlichen Sonaten Ludwig van Beethovens vereinnahmte er die Gefühle und Gedanken des Publikums."

(Leipziger Volkszeitung 23.10.95)

 
 

"Was bei Michael Schlüter so überzeugend zum Ausdruck kam, waren sein Interpretationsernst, seine klare Empfindsamkeit und vor allem die Intelligenz, mit der er auch das Schwierigste transparent werden ließ..."

(Mitteldeutsche Zeitung 24.01.94)